PRESSESTIMMEN HAMLET 2004
H.M., Kronenzeitung, 04.07.2004
Konflikte eines Jungen
Rosenburg: W. Shakespeares "Hamlet"
Ins Leben gerufen hat sie die Witwe des populären Burgschauspielers Walther Reyer: die Festspiele im prachtvollen Hof der Rosenburg, wo sonst die Flugschauen mit Adlern, Falken und Geiern stattfinden. Jetzt leitet Erzkomödiant Alexander Waechter dieses Sommertheater, das er ganz Shakespeare verpflichtet hat.
Für die erste Saison seiner Intendanz hat Waechter die wohl bekannteste Tragödie der Weltliteratur, nämlich "Hamlet", gewählt. "Der Widerspenstigen Zähmung", "Othello", "Der Kaufmann von Venedig" und "Richard III" sollen bis 2008 folgen. Waechter hat auch das riesige Zelt im Schlosshof durchgesetzt, sodass er künftig vom Wetter unabhängig ist. Es ist seitlich offen und bezieht die prächtigen Burgarkaden für Auftritte und Beleuchtungseffekte mit ein: So taucht der Geist von Hamlets Vater in den Arkaden auf, seine Stimme ertönt seltsam hohl über Verstärker. Schaurig schön!
Waechter hat nicht nur zusammen mit seiner Kollegin Birgit Doll Regie geführt, er hat auch komödiantisch einen Clown, die Königin im Schauspiel und vor allem den ersten Totengräber gespielt. Doll imponierte zusätzlich als hoheitsvolle, aber auch schuldbeladene und zurückhaltende Königin Gertrud.
Keine neuartigen Interpretationen, keine modischen Zeitverschiebungen braucht eine Freilichtaufführung wie diese! Waechter und Doll haben sehr junge Schauspieler einfach die Geschichte des unglücklichen Dänenprinzen, dessen Mutter den Bruder und Mörder seinen Vaters zum Gemahl genommen hat, erzählen lassen... Die Konflikte eines Jugendlichen zwischen Zwang zur Rache, moralischem Zaudern, zwischen erwachender Sexualität und unterdrückter Mutterliebe: der hochbegabte, blutjunge Rafael Schuchter erlebt sie wie einen bedrückenden Fiebertraum.
Er wurde auch vom Publikum nach drei "kalten" Stunden am meisten gefeiert. Und mit ihm das Ensemble mit Bernhard Majcen (Claudius), Nikolaus Kinsky (Polonius), David Oberkogler (Laertes), Julia Schranz (Ophelia), Paul Matic (erster Schauspieler) und Florian Teichtmeister (Horatio).
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